So war die Eröffnung des Schwarzen Freitags

Bild: Francesco Tancredi

Die Region Zürich ist um eine Gothic-Party reicher. Im Castle Floor in Kloten will man jeden ersten Freitag im Monat die Schwärze zelebrieren. Am 6. Oktober fand die Eröffnungsfeier statt.

Der Club Castle Floor liegt im Klotener Industriegebiet, in einem Mehrzweck-Gebäude. Ich erwische prompt den Hintereingang, der noch nicht angeschlossen ist. Etwas verwundert komme ich an einem leeren Darkroom vorbei, an dessen Türrahmen noch der Besen steht – mitsamt der nicht zusammengekehrten Schmutz. Die Vorbereitungen für die Fetishparty Utopia, die morgen hier stattfinden wird, sind offenbar bereits in vollem Gange. Ich folge der Musik und stehe plötzlich im Club, einem Vorraum zwischen Eingang und Fumoir.

Ich gehe an die Garderobe, um die Jacke abzugeben, und folge dann wieder der Musik. Sie führt mich auf den kleineren Floor, den Pulverturm, der auch das Fumoir ist. Hier herrscht bereits gute Stimmung, obwohl die Party erst seit zehn Minuten läuft und sich gerade mal elf Nasen im Raum aufhalten (den Barkeeper mitgerechnet). Zwei Tänzer wirbeln und stampfen zu einem schonungslosen Beat, während einer, den ich vorhin noch zu den Gästen gezählt habe, ein paar Kerzen anzündet.

Tanzbarer Sound

Eine Stunde später ist mein Make-Up weg, ins Nichts zerflossen von tausend Schweissperlen, die die wummernden Bässen heraus getrieben haben. Ich beschliesse, zum Rauchen hinaus in die kalte Nacht zu gehen, und finde so auch den Vordereingang der Location: Ein langer Gang, mit rotem Lack bezogen und mit vielen Discokugeln dekoriert. 

Auf der Schlossbühne, dem Mainfloor, rockt die Party, und zwar auf durch und durch schweizerische Weise. Ein paar Tanzbegeisterte machen die Floors unsicher, der Rest steht schwatzend und trinkend am Rand der Tanzfläche. Mein Blick bleibt an einer elfenhaften Partybesucherin kleben: knappe Lackpants mit Ketten, zerrissenes Netzoberteil, lange Dreadlocks von einer im bunten Licht undefinierbaren Farbe, über den Sidecuts zusammen gebunden, und ein ausgesprochen hübsches Gesicht.

Tanzsäle haben ja ihre ganz eigene Dynamik. Du bist nur noch Rhythmus, Klang und Bewegung, und irgendwann wachst du wie aus einem lauten Traum auf, und allein auf der Tanzfläche. Ich tanze weiter, getrieben von diesen gnadenlose stampfenden Bässen, die immer einen Tick schneller als mein Herzschlag sind. Als ich die Augen öffne, ist der Raum rappelvoll mit Tänzern. Ich schliesse sie wieder und vergesse alles ausser der Musik. Irgendwann erwache ich und stelle fest, dass der DJ gewechselt hat. Deamon K hat Irmingott abgelöst, und ich merke plötzlich, wie durstig ich bin.

Bild: Francesco Tancredi

Besucherstimmen

Die Party ist schon so weit fort geschritten, dass die ersten Besucher bereits wieder gehen. Ich postiere mich am Ausgang, um die Leute zu fragen, wie sie die Party empfunden hätten. «Toll», sagt eine Frau, «aber wir gehen schon jetzt, weil wir für morgen fit sein wollen. Das hier ist ein tolles Warm-Up für die Utopia». Nachfragen ergeben, dass sie und ihr Partner hier im Club Stammkunden sind. Das Castle sei für sie «wie ein zweites Zuhause».

Auch andere Gäste äussern sich postitiv. «Endlich eine gute Alternative zur MoreTthan Mode», sagt ein junger Mann. «Am Mittwoch kann ich fast nie.»

Nur ein Paar wirkt beim hinausgehen kritisch. «Die Veranstalter haben es nicht geschafft, die Leute abzuholen», findet die Frau. «Zu viele Songs kommen zu wenig an. Es braucht definitiv eine neue Gotic-Party-Reihe. Aber wenn du was Neues machst, muss sich das abheben, damit es eben neu ist – und das fehlt hier. Ausserdem fehlt mir der Chillout-Bereich, wo sich die Leute gemütlich unterhalten können.»

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Schlossbühne und Pulverturm

Der Main-Floor ist derweil ganz gut gefüllt. Ich schiebe meine Handtasche unter die Bühne, die bis auf das DJ-Pult und einen einzelnen Tänzer leer ist, und suche mir ein freies Stück Boden. Nebel wallt auf, hüllt mich ein und schafft eine Privatsphäre, durch die ab und zu ein zuckender Lichteffekt geistert. Ich falle in die Trance der Tänzer, vorwärtsgetrieben von harten Bässen, getragen von hohen, hymnenhaften Chorgesängen. Zwischendurch scheppern die Schläge, verwickeln sich in Störgeräusche, werden von Geschrei befreit.

Irgendwann bricht ein Song los, der mir nicht gefällt, und ich falle aus dem Takt. Vielen andern geht es gleich. Wir pilgern in den Pulverturm. Hier finde ich hier ein paar Freunde, die im Loungebereich des Fumoirs in den Sesseln hängen.

Diese Sesselgruppen stehen auf einem flachen Podest, das mit einem roten Fadenvorhang abgetrennt ist. Als ich mich dazu setzen will, verheddert sich ein roter Strang des Vorhangs in meinem Schmuck. Auch andere fallen an diesem Abend den Tücken dieses Dekorelements zum Opfer.

Hier im Loungebereich treffe ich Deamon K, einen der Organisatoren der Party, der mir ein paar Fragen beantwortet.

DJ Deamon K (Mitte). Bild: Francesco Tancredi

Die Dekor erinnert mich eher an eine Fetisch- denn an eine Gothic-Party. Haben der Schwarze Freitag und die Utopia etwas mit einander zu tun?

Es gibt personelle Überschneidungen. Im OK sind drei Personen, zwei davon sind auch bei der Organisation der Utopia. Die Dekor ist schon für morgen. Wir haben mal ein Experiment an der Utopia gestartet, eine Mischung aus Gotik und Fetisch. Es gibt ja durchaus Leute in der Schwarzen Szene, die sich auch in der Fetisch-Szene wohl fühlen. Aber das hier ist einfach eine Gothic-Party. Das ist nicht wertend gemeint, sondern hier liegt der Fokus auf der Musik und dem Tanzen, und nicht so sehr auf der Erotik.

Was war deine Motivation, dieses Partylabel zu lancieren?

Der Schwarze Freitag ist nicht die erste Party, die ich organisiere, ich bin auch Co-Organisator der Fleischgeil. Wir wollten ein zweites Partylabel in Zürich aufziehen. Es war immer ein Traum, in der Gothic-Szene etwas richtig Grosses zu machen. In der Schweiz ist das gar nicht so einfach, rein von der Location her. Als ich gehört habe, dass es hier zwei Floors gibt, habe ich sofort zugesagt.

Was ist das Beste und Schlimmste, was an solchen Events passieren kann?

Das Beste sind die Leute. Neue Kontakte zu knüpfen zu interessanten Charakteren oder zu bekannten Persönlichkeiten. So kommst du auf neue Ideen und zusätzliche Inputs.

Etwas wirklich Schlimmes gibt es nicht. Natürlich bist du nicht immer zufrieden, und manchmal laufen auch Dinge schief. Wenn jemand im letzten Moment absagen muss, musst du auf die Schnelle einen Ersatz auftreiben, oder du stehst ohne Leute da. Aber solche Dinge lassen sich nicht immer vermeiden.

Du bist heute Abend auch als DJ hier.

Ja, ich habe gleich zu Beginn aufgelegt. Als DJ kannst du am besten sehen, wie es läuft. Bis jetzt bin ich positiv überrascht und zufrieden. Ich hätte nicht erwartet, dass es so gut läuft. Das kannst du nie im Vorfeld wissen, machen Partys laufen extrem gut, bei anderen ist wenig los.

DJ und OK… Ist das nicht ein Riesenstress?

Stressig ist eher, dass ich vorher neun Stunden gearbeitet habe. Aber das geht schon. Bei der Fleischgeil ist es ja nicht anders.

Was passiert mit dem Schwarzen Freitag in der Zukunft?

Wir schauen jetzt mal bis Dezember, wie es läuft. Wenn es sich konstant verbessert und immer mehr Leute kommen, machen wir nächstes Jahr natürlich weiter. Wir würden auch gerne Bands an die Party holen und überlegen uns, einen weiteren Floor aufzumachen.

Welche Band würdest du persönlich am liebsten nach Kloten holen?

Da fallen mir jetzt spontan ASP und Suicide Commando ein.