Das suizidale Genie

Townes Van Zandt war immer ein Aussenseiter. Drogen und Alkohol bestimmten sein Leben. Doch seine Musik ist ein Rausch für sich.

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Townes Van Zandt 1995 bei einem Konzert in Deutschland. Foto: Michael Schwarz

[dropcap size=big]T[/dropcap]ownes Van Zandt ist das vergessene Genie der Singer-Songwriter. Während die USA bekannt ist für ihre Geschichten der Tellerwäscher, die Millionäre wurden, war es bein Van Zandt genau umgekehrt.

Als Sohn einer steinreichen Familie von texanischen Öl-Magnaten wurde er in ein Internat geschickt, sollte Karriere im Militär und Football machen. Doch Townes war ein Aussenseiter, schnüffelte so viel Klebstoff, dass ihm die Vorderzähne ausfielen und er einmal sogar für klinisch tot erklärt wurde.
Aus Neugier liess er sich dann aus dem 4. Stock fallen – um zu wissen, «wie sich das anfühlt». Natürlich wurde er wegen suizidaler Neigung in Behandlung übergeben, wo ihm schizophrene Psychose und manische Depression diagnostiziert wurden. Eine Insulinschocktherapie löschte einen Grossteil seiner Kindheitserinnerungen aus.

Als Van Zandt neun Jahre alt war, sah er Elvis Presley im Fernsehen, und nahm selbst die Gitarre zur Hand. Und bei seiner Lebensgeschichte verwundert es keinen, dass er sich anstatt dem Rock’n’Roll dem Blues verschrieb.

«Ich denke nicht, dass meine Lieder alle so traurig sind. Ich habe ein paar, die nicht traurig sind – die sind nur hoffnungslos.»

Doch den Durchbruch sollte er nie schaffen, auch wenn er von Zeitgenossen und Musikkritiker mehr als einmal in höchsten Tönen für sein Schaffen gelobt wurde. Sein Schützling Steve Earle sagte einmal, dass Townes Van Zandt der beste Songwriter in der ganzen Welt sei und er in seinen Cowboy-Stiefeln auf Bob Dylans Kaffee-Tischchen steige, um das zu sagen. Van Zandt hatte für dieses Lob aber nur Sarkasmus übrig: «Ich habe Bob Dylan und seine Bodyguards getroffen. Und ich glaube nicht, dass Steve nur irgendwo in die Nähe seines Kaffee-Tischs kommen könnte.»

Dass der Erfolg nie kam, lag wohl an seinem manisch-depressiven Zustand, der bereits seine geplante Militärlaufbahn ruinierte. Van Zandt blieb bis zu seinem Tod 1997 alkoholabhängig.

Doch das 1978 veröffentlichte Flyin’ Shoes gilt unter Kennern heute noch als Meisterwerk. Das in Nashville aufgenommene Album vermischt Folk, Country und Blues zu einer nahtlosen Grösse. Die im Snake Song Stimmung ist an Prärie-Romantik kaum zu übertreffen. Der Einzelgänger Van Zandt singt: «You can’t hold me / I’m too slippery / I do no sleepin‘ / I get lonely / You can touch me / If you want to / I got poison / I just might bite you»

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Townes Van Zandt verdient deutlich mehr Anerkennung, als er zu Lebzeiten erhalten hat. Musiker wie Bob Dylan, Emmylou Harris, Robert Plant und Alison Krauss gaben ihn als Inspiration an. Und wer Townes Van Zandt mit dem Album Flyin’ Shoes kennenlernt, hört ihn von seiner besten Seite.

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