Ein Aufschrei ging umher, als Markus Schaad Anfang Januar ankündigte, dass die beliebte Bonesklinic am Ende des Monats seine Türen schliessen werde. Für immer. Doch bereits da liess er durchschimmern, dass er bereits an einem neuen Projekt arbeite. Negative White sprach mit Schaad über die neue Bonesspelunke.
Was war ich traurig, als ich auf Facebook erfuhr, dass in der Bonesklinic die Lichter bald für immer ausgingen. Ich erinnerte mich an die unvergesslichen Abende, die legendären Met-Degustationen, die Wet-T-Shirt-Contests und das Tanzen im Schaufenster.
Was beim ersten Durchlesen der Hiobsbotschaft unterging, war folgender Satz:
«Mein Ziel ist es, in den nächsten Monaten ein neues Projekt auf die Beine zu stellen, damit ich Euch auch weiter mit dem leckeren Met verwöhnen kann.»
Da war er, dieser Satz, der uns alle in neugierige Unwissenheit warf. Am 16. Januar durfte man schon mehr erahnen, als die Bonesklinic-Seite auf Facebook zur Eröffnungsparty am 1. Februar 2013 lud. Es soll der Startschuss für die Bonesspelunke sein.
Vergangene Zeiten
Die Tage sind gezählt, in denen Markus Schaad – gemeinhin als Mac bekannt – in seinem Geschäft an der Sihlfeldstrasse 95 in Zürich Met feilbietet. Seit 2005 führte er die Geschicke der Bonesklinic, machte sie zu einem kultigen Ort der Gothic-, Metal- und Mittelalter-Szene. Er war zu Gast im Schweizer Fernsehen und drückte Kurt Aeschbacher ein Trinkhorn mit Met in die Hand. Für viele Menschen war die «Bones» mehr als nur ein Laden. Es war eine Lebenseinstellung, eine Atmosphäre, ein zweites Zuhause.
Mac prägte mit. Er war der freundliche und umgängliche Typ hinter der Kasse, der gerne grosszügig Preise abrundete. Einer, mit dem man es stets gut hatte, wenn man ihn respektierte und sich anständig verhielt. Wieso also sollte ein solch erfolgreiches Unternehmen einfach zu Ende gehen.
Ein Faktor waren die Räumlichkeiten. Die Ladenfläche wurde mit den Jahren einfach zu klein. Neue Produkte, die für den Geschäftserfolg unabdinglich sind, fanden irgendwann kein Platz mehr. Doch den Ausschlag gab ein Erlebnis an den Weihnachten vergangenes Jahr. Schaad dachte sich, dass es schon doof sei, dass er nicht eine Brücke schlagen könne und erst im neuen Jahr wieder arbeiten gehen müsse. Der Gedanke an sich ist nicht sehr spektakulär, aber es war das erste Mal, dass sich dieser in seinen Kopf schlich. Da wusste Mac, dass die Bonesklinic und seine Motivation für dieses Projekt den Zenit überschritten hatten.
Doch Markus Schaad wäre nicht er selbst, wenn er nicht schon eine verrückte Idee hätte. Nach den Feiertagen ging alles Schlag auf Schlag und der Ausverkauf wurde angekündigt und löste den erwähnten Aufschrei aus. In den vergangen Tagen hängten sich er und sein Team voll hinter die Umsetzung der Bonesspelunke.
Mehr als nur eine Bar
Die Liegenschaft fand man an der Austrasse 19. Dabei ist die Bonesspelunke ein 3-in-1-Paket. Am ersten Februarwochenende eröffnet die Bar, also die eigentliche Spelunke. Das Fest beginnt am 1. Februar um 20 Uhr und geht bis zum Sonntag, 3. Februar um 12 Uhr nachts. Lediglich zweimal wird das Lokal für eine Stunde geschlossen, um sauber zu machen.
Bereits ein Wochenende darauf folgt der Start der Mini-Bonesklinic. Hier kann man sich weiterhin mit dem beliebten Met eindecken. Auch Deko-Artikel wird es weiterhin zu kaufen geben. Allerdings werden lediglich Kataloge aufliegen, aus denen man dann Produkte bestellen kann. Damit garantiert Schaad unschlagbare Preise, denn er spart nicht nur die Lagerungskosten, sondern bietet seinen Kunden direkt die Händlerpreise an.
Am dritten Februarwochenende lädt die Knochenküche zum Schlemmen ein. Von da an gibt es jede Woche das volle Programm. Drei in einem eben. Und das Ganze sieht folgendermassen aus:
Die Knochenküche bietet jeden Freitag einen günstigen Spaghetti-Plausch mit zehn verschiedenen Saucen à discrétion an. Am Samstagabend steht Spanferkel auf dem Programm. Am Sonntag wird ab 16:00 Mittelalter-Food serviert, als etwas, das man richtig mit den Händen essen und die Knochen hinter sich auf den Boden werfen kann.
Als wäre das nicht schon genug der Schlemmerei, dürfte sich die Bonesspelunke zum Kater-Brunch-Treffpunkt schlechthin mausern. Am Samstag und Sonntag offeriert die Küche für 18 Franken ein reichhaltiges Buffet von Gipfeli über Joghurt bis Rührei mit Speck.
Ein Abschied, der keiner ist
Es ist ein ambitioniertes Projekt und Schaad steuert auf eine ungewisse Zukunft zu. Doch er ist überzeugt, dass die Spelunke Anklang finden wird. Alleine die extremen Öffnungszeiten haben Kultpotential. «Komm, wir gehen noch schnell auf ein 3-Minuten-Ei in die Spelunke», sagt man dann um 6 Uhr nach einer durchgerockten Nacht. Die Spelunke hat das enorme Potential, das Zentrum der Welt oder zumindest des Wochenendes zu werden. Ein Ort zum Feiern, zum Geniessen. Ein Lokal für durchtrunkene Nächte und aufgiebige Festmähler.
Mac widerstrebt sich jeglicher Szene-Zugehörigkeit, was ihn zum Beispiel vom Metal-orientierten Ebrietas unterscheidet. Was er mache, sei eben „Bonesklinic“ und nimmt auf den Umgang und die Stimmung des Ladens Bezug. Der Geist der Bonesklinic lebt weiter.
Es ist also nur ein bedingter Abschied von der Bonesklinic. Vor allem verabschiedet man sich von der Sihlfeldstrasse. Da, wo früher Schädel aus dem Schaufenster glotzten, werden in Zukunft Haare geschnitten.
Schaad zündet sich eine Zigi an und meint: «Das Einzige, was uns Angst macht, sind Beschwerden aus der Nachbarschaft, wenn die Gäste draussen nicht ruhig sind.» – Ein Problem, mit dem auch die «Alte Metzg» an der Langstrasse zu kämpfen hatte und letztlich daran zerbrach. Mac bläst den Rauch in die kalte Nachtluft. Er kann stolz sein, auf das Erreichte und mag auch kein spezielles Highlight der vergangenen Jahre hervorheben. Jeder Tag sein auf die eine oder andere Weise ein Erlebnis gewesen.
Aus einem Gespräch zwischen Markus Schaad und Janosch Tröhler vom 16. Januar 2013.
Reportage über die Bonesklinic auf Negative White
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