Opernhaus Zürich: 600 Millionen Franken in acht Jahren

Bild: Dominic Büttner/zvg

Das Opernhaus Zürich stand öfters in der Kritik aufgrund der zugesprochenen Subventionen. Wir haben die Daten der letzten Jahre aufgearbeitet.

Rund achtmal soviel Geld erhält das Opernhaus Zürich aus dem kantonalen Subventionstopf wie sämtliche anderen Kulturbetriebe zusammen. Das sorgte in der Vergangenheit öfters für Kritik, denn – so argumentierten die Kritiker jeweils – hier werde ein kleines, an der Hochkultur interessiertes Publikum zu stark bevorzugt.

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Mehr als 635 Millionen Franken liess sich der Kanton Zürich das Opernhaus in acht Jahren kosten.

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Die Daten von 2008 bis 2015 zeigen, dass das Opernhaus den Kanton Zürich in diesem Zeitraum ganze 635’629’000 Franken gekostet hat. Die Statistik zeigt auch, dass die Einnahmen aus den Vorstellungen des Opernhauses in der Tendenz abnehmen.

Eine Analyse der Betriebsbeiträge der Fachstelle Kultur des Kantons zeigen, dass sowohl das Opernhaus wie auch die übrigen Institutionen mehr Geld erhalten:

 

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Dass die Einnahmen aus den Ticketerlösen abnehmen, müsste eigentlich durch immer weniger Besucher im Opernhaus zu erklären sein. Erstaunlicherweise blieben die Besucherzahlen zwischen 2008 und 2015 relativ konstant.

 

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Aber weshalb genau nehmen die Einnahmen aus den Eintritten ab, während die Besucherzahlen mehr oder weniger im Gleichgewicht bleiben? Julika Weinecker, Mediensprecherin des Opernhauses, nimmt Stellung: «Zwischen 2011/12 (letzte Saison Pereira) und 2012/13 (erste Saison Homoki) wurde das Spielkonzept am Opernhaus Zürich überarbeitet und angepasst, unter anderem indem die Saison fortan drei Wochen später beginnt.»

Durch die Anpassung im Saisonbeginn seien ganz bewusst tiefere Vorstellungseinnahmen in Kauf genommen worden, sagt Weinecker weiter. «Aber es führte auch zu tieferen Kosten und das Haus hat ein neues finanzielles Gleichgewicht gefunden. Generell tiefere Eintrittspreise können wir hingegen nicht bestätigen.»

Zudem sagt Weinecker, die Zuschauerzahlen sowie die Vorstellungseinnahmen seien vor und nach diesem Umbruch relativ stabil.»

Dennoch: Die Vorstellungseinnahmen sanken von 35 Millionen in der Saison 2008/09 auf 26 Millionen in der Saison 2014/15.

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2015 subventionierte der Kanton Zürich jeden Besucher mit 343 Franken.

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Während also die Eigenleistung des Opernhauses zum Umsatz kleiner wird, steigen die Subventionen an. Rechnet man die Subventionen auf die Besucherzahlen um, zeigt sich die Dimension: 2015 subventionierte der Kanton Zürich jeden Besucher mit 343 Franken.

 

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Interessant sind da Vergleiche mit anderen Kulturinstitutionen, die ebenfalls staatliche Subventionen erhalten. So verzeichnete das Theater Winterthur in der Saison 2014/15 nach eigenen Angaben 53’106 Besucher und erhielt von der Fachstelle Kultur 837’000 Franken. Sprich: Jeder Eintritt wurde mit rund 16 Franken subventioniert.

Das Theater Gessnerallee, zuletzt intensiv in den Medien aufgrund eines geplanten Podiums mit einem AfD-Politiker, zog 49’658 Besucher in der Saison 2014/15 an. Die Gessnerallee erhielt dabei 150’000 Franken Unterstützung vom Kanton. Das entspricht einem Beitrag von 3 Franken pro Besucher.

Hierbei muss man jedoch erwähnen, dass auch die Stadt Zürich respektive Winterthur Subventionen für diese Institutionen spricht.

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Das Opernhaus bleibt eine wichtige Institution mit internationaler Ausstrahlung.

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Die Fachstelle Kultur des Kantons Zürich nennt auf ihrer Website einige Hauptkriterien für die Vergabe von Fördermitteln:

  • künstlerische Professionalität/Qualität und Eigenständigkeit
  • organisatorische Sorgfalt
  • Dringlichkeit und Zugänglichkeit des Projekts
  • regionale Ausstrahlung und erwartete Resonanz bei Publikum und Fachwelt

Es steht ausser Frage, dass das Opernhaus als Institution einen wichtigen kulturellen Beitrag leistet. Es ist ein Haus mit internationaler Ausstrahlung. Es scheint auch unmöglich, das Opernhaus ohne staatliche Förderung zu betreiben.

Wird hier der Kulturkonsum einer relativ kleine Gruppe bevorzugt? Und lassen sich die Millionenbeträge nur durch das Renommee des Opernhauses rechtfertigen? Das sind nur zwei Fragen, die den Blick auf die Zahlen aufwerfen.