Nichts ist wahr, alles ist erlaubt

Bild: zvg

Assassinen wappnet euch. Am 27. Dezember kommt er endlich ins Kino, der lang ersehnte «Assassin’s Creed»-Film. Mit Michael Fassbender als fleischgewordenen Assassinen geht’s im Animus nach Spanien zur Zeit der Inquisition.

Die Verfilmung einer beliebten Videospiel-Reihe kann ein wahrer Fluch sein.

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Bild: 20th Century Fox
Bild: 20th Century Fox

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Man will zum einen ein breites Publikum ansprechen, mit einer fesselnden Story und fähigen Schauspielern einen Film erschaffen, der auch neugierige Kinogänger locken kann, die nicht stundenlang an ihrer Spielkonsole zocken. Zum anderen gilt es eben gerade diese Game-Fans zu überzeugen. Die ihnen bekannten essentiellen Elemente aus dem Spiel müssen eingefangen und im Film glaubhaft umgesetzt werden.

Im neusten Versuch tastet sich Regisseur Justin Kurzel an die historische Action-Adventure-Reihe Assassin’s Creed heran. In der derzeit aus neun Hauptspielen, und etlichen Spin-Offs, bestehenden Reihe geht es um den jahrtausendlang währenden Konflikt zwischen Assassinen und Templern, die sich jenseits von moralischen Grenzen gegenseitig bekämpfen, um ihre jeweils eigene Version einer besseren Welt zu schaffen. Das Spiel besticht vor allem durch seine offene Welt, die komplexe Story und die historischen Schauplätze.

«Dein Schicksal liegt in deinem Blut»

Obwohl der Film im Assassin’s Creed Universum angesiedelt ist, erzählt er eine eigenständige Geschichte, die problemlos mitverfolgt werden kann, auch wenn man mit dem Videospiel nicht vertraut ist. Der Film fokussiert sich auf den zum Tode verurteilten Callum Lynch (Michael Fassbender), der von der Organisation Abstergo Foundation errettet und im Tausch einer zweiten Chance für ein Experiment eingespannt wird. Mit Hilfe eines Animus durchlebt er die Erinnerungen seines Vorfahren Aguilar de Nerha (ebenfalls von Fassbender verkörpert), seines Zeichens Assassine im Spanien des 15. Jahrhunderts. Inmitten der Spanischen Inquisition wird um den Apfel Edens gerangelt, ein mächtiges Artefakt, hinter dem die Templer noch heute her sind.

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Mit Hilfe von CGI wird das altertümliche Spanien zum Leben erweckt. Der Zuschauer steht mit Aguilar vor dem Autodafé, klettert mit ihm die Häuserwände hoch und vollführt Todessprünge… Obwohl, eigentlich macht das Fassbender bzw. sein Stuntdouble doch alles alleine. Natürlich hat man keinen Controller um ins Geschehen einzugreifen, sondern kann sich einfach zurücklehnen und von den Bildern berieseln lassen.

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Bild: 20th Century Fox

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Die aus dem Game bekannten Parkour-Elemente werden eh dermassen leicht gemeistert, dass man auch gar nicht eingreifen braucht. Die Action-Szenen im Film sind temporeich und packend. Gut für den Drive des Films, schade für diejenigen die Assassin’s Creed so spielen wie ich und sich an der detailgetreuen Welt und ihrem historischen Charme viel zu lange ergötzen.

Fokus auf der Rahmenhandlung

Der Grossteil des Films spielt sowieso in der Gegenwart und die Sessions im Animus sind eher einzelne Episoden, die eingeschoben werden. Also genau andersrum als im Spiel, wo die nervige Rahmenhandlung meist nur nebensächlich bleibt. Anders als im Spiel würde der Film aber auch gar nicht funktionieren, wenn es in der gegenwärtigen Story keine interessanten Konflikte, keine Charaktere zum Mitfiebern geben würde.

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Bild: 20th Century Fox
Bild: 20th Century Fox

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Durch den frühen Tod seiner Mutter fühlen wir mit dem Hauptcharakter Cullum. Wir wünschen ihm eine Art Erlösung und dass er am Schluss des Films gut davon kommt. Und wenn die Abstergo Company nicht gerade von sympathischen Mitarbeitern überquellt, sind diese Rollen wenigstens mit Oscar-Preisträgern besetzt worden – Jeremy Irons als CEO und Marion Cotillard als seine Tochter, die das Animus-Programm leitet – Schauspieler, die also durchaus ihr Handwerk verstehen.

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Der Assassin’s Creed-Film ist in erster Linie ein Actionfilm, der in besagtem Universum spielt. Nicht etwa eine Adaption, die das Videospiel eins zu eins wiederzugeben versucht. Wenn man als Fan des Games nicht mit komplett unrealistischen Vorstellungen ins Kino geht, kann man sich durchaus gut unterhalten. Und auch für Nicht-Kenner bietet de Film so einiges.

Grundsätzlich sollte man aber auch nicht all zu viele Ansprüche punkto Logik stellen. Ausgewachsene Plot Holes sind es zwar nicht, aber einige Dinge, bei denen ich mich fragte, wie das denn genau funktionieren sollte, warum das so ist… Aber hey, Assassinen überleben schliesslich auch Sprünge von 40 Meter hohen Gebäude, so lange unten ein Karren voll Heu steht, oder?